St. Germer de Fly vom 01.10. – 04.10.2022

Kabeljau und Kräuterlikör

Partnerschaftserwachen nach 3 Jahren Corona-Pause

Im Jahre 1977 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Niedenstein und der nordfranzösischen Gemeinde St. Germer de Fly besiegelt. Seit nunmehr 45 Jahren besteht eine freundschaftliche Verbundenheit der Niedensteiner mit den Bewohnern der beschaulichen Gemeinde in der Region Picardie. Regelmäßige Treffen 2x pro Jahr trugen zur Vertiefung der Freundschaft bei.

Dann kam die Corona-Pandemie und veränderte die Welt nachhaltig. So mussten auch die gegenseitigen Besuche im Rahmen der Städtepartnerschaft eine Pause einlegen.

Umso größer war die Vorfreude beiderseits auf ein Wiedersehen nach der langen Pause.

In kleiner Besetzung startete man am frühen Samstagmorgen gen Westen und kam nach entspannter Anreise, jedoch mit einiger Verspätung am Abend in St. Germer de Fly an.

Nach einem kurzen Kaffee bei den jeweiligen Gastgebern traf man sich gleich im Anschluss zum deutsch-französichen Abend. Bei einem Apéritif, zu dem herzhafte Petit Fours gereicht wurden, stimmte man sich auf den Abend ein.

Die Begrüßungsworte der beiden Bürgermeister Alain Levasseur und Frank Grunewald, sowie der Vereinsvorsitzenden Maryvonne Lavault und Andrea Fink-Beller drückten Freude und Dankbarkeit über das Wiedersehen aus. Einig war man sich über die Wichtigkeit der freundschaftlichen Beziehungen beider Städte und dem Zusammenhalt in Zeiten von Ukrainekrieg und Energiekrise.

An diesem Abend rückten die weltpolitischen Themen jedoch in den Hintergrund: Bei gutem Essen, Musik und Tanz genoss man die gemeinsame Feier bis tief in die Nacht.

Auch der am nächsten Tag stattfindende Flohmarkt von St. Germer de Fly hatte eine coronabedingte 2-jährige Pause einlegen müssen.Traditionell wird dieser immer am ersten Sonntag im Oktober veranstaltet.

Umso größer war die Enttäuschung darüber, dass das Wetter nicht mitspielte. Heftiger Regen machte den Ausstellern zu schaffen und die erhofften Besucherströme blieben aus.

Auch die deutschen Gäste wagten nur eine kurzen Runde über den Markt um dann alternativ dazu mit den Gastgebern Familienbesuche zu machen, an traditionellen Jagdgesellschaften teilzunehmen, etc.

Am Montag startete man dann zur Entdeckertour nach Fécamp, der Stadt am Ärmelkanal. Direkt am Hafen, im Gebäude einer alten Fischverarbeitungsfabrik, befindet sich das Fischereimuseum von Fécamp. Hier machte die Gruppe Bekanntschaft mit der Schaluppe „Doris“, die stellvertretend für die einfachen Boote damaliger Zeit veranschaulichte, unter welch widrigen Bedingungen die Fischer im 16. Jahrhundert bis vor die Küste Neufundlands fuhren, um den Kabeljau zu fangen. Bei der geführten Tour durch das Museum erfuhren die Besucher alles über die Geschichte der Fischerei und deren Bedeutung für Fécamp und Umgebung.

Schließlich ging es ganz nach oben: Unter der imposanten Glaskuppel des Museums genoss man einen atemberaubenden Blick auf die Hafenstadt und die eindrucksvollen Kreidefelsen der Alabasterküste.

Auch das Wetter hatte ein Einsehen und der normannische Himmel erstrahlte tiefblau im Sonnenschein.

Nach einem ausgiebigen Picknick stand der Erkundung der Stadt nichts mehr im Wege:

Tief durchatmen hieß es bei einem Besuch am Strand, die salzige Luft tat gut.

Mit befreiten Atemwegen ging es durch die Innenstadt, vorbei an alten Fischerhäusern bis zum Benediktinerpalast. Im 19. Jahrhundert im Auftrag von Alexandre Le Grand zu Ehren des gleichnamigen Likörs erbaut, beherbergt das Palais auch heute noch die Destillerie und ist zugleich Kunstmuseum.

Seit 1863 wird hier der würzige Kräuterlikör hergestellt. Die Rezeptur soll auf ein wesentlich älteres Elixier von Benediktinermönch Dom Bernardo Vincelli zurückgehen. Die reich verzierte Fassade beeindruckte, doch das Innere des Palasts blieb den Besuchern verwehrt, der Bau war geschlossen.

Bar und Shop waren jedoch geöffnet. So nutzen einige die Gelegenheit zu einer Verkostung und der Likör wurde zu einem beliebten Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück am Dienstagmorgen, Abschiedsfotos und vielen Umarmungen trat man die Heimreise an, wehmütig zwar, doch mit der Gewissheit:

die Welt verändert sich, Freundschaft bleibt.