Niedenstein vom 08.05. – 12.05.2013
”ZIEMLICH BESTE FREUNDE” – WENN AUS FEINDEN FREUNDE WERDEN
Genau 50 Jahre sind vergangen, seit der französische Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer den ”Elysée-Vertrag” unterzeichneten. So war die Basis für die bis heute währenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland geschaffen.
An die große Geste der Versöhnung der beiden Staatsmänner erinnerte auch der Niedensteiner Bürgermeister Werner Lange in seiner Rede beim diesjährigen Treffen der Partnergemeinden St. Germer de Fly und Niedenstein.
Überhaupt stand die Begegnung der seit 36 Jahren währenden Städtepartnerschaft ganz im Zeichen von Freundschaft und Frieden, von Toleranz und Verständnis:
Mit einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst an Himmelfahrt, zweisprachig und als Dialog gestaltet von Beate Bachmann-Voss, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Niedenstein und dem katholischen Gemeindereferenten Hubert Ziegler aus Gudensberg, begann das Programm. Tatkräftige Unterstützung erfuhren sie dabei durch Melanie Horn, die auch für die Übersetzung verantwortlich war, und Béatrice Lavault. Die beiden jungen Damen hatten sich spontan dazu bereit erklärt, aktiv an der Gestaltung des Gottesdienstes mitzuwirken und meisterten ihre Aufgabe mit Bravour.
Bei einem Fußballturnier für Jedermann wurde der multikulturelle Dialog auf sportlicher Ebene fortgesetzt:
Unter Mitwirken der Hobbyfußballer von Wichdorf hatte Gerd Heck vom Partnerschaftsverein Niedenstein ein kurzweiliges Turnier organisiert. Weniger der sportliche Erfolg, als vielmehr Spaß und Unterhaltung standen im Vordergrund. Die bunt gemischten Mannschaften wurden dann auch begeistert vom Publikum angefeuert, bis schließlich am Nachmittag das Siegerteam gekürt wurde.
Am nächsten Tag traf man sich in aller Frühe, um eine gemeinsame Wanderung in dem malerischen Helenental, nahe Bad Wildungen, zu unternehmen. Das Wetter war auf unserer Seite und somit verbrachten wir einen ganzen Vormittag damit die schöne Waldlandschaft im und um das Helenental zu genießen. Gegen Mittag fanden wir uns in der Helenental-Alm ein, um einen kleinen, vorbereiteten Imbiss zu uns zu nehmen.
Als überaus gastfreundlich und aufgeschlossen erlebten wir die pakistanischen Muslime, welche am Nachmittag für die französischen Besucher und ihre Deutschen Gastgeber ihr Gotteshaus, die Bait-ul-Muqiet-Moschee in Wabern öffneten.
Der Imam persönlich, selbst erst vor kurzem aus Burkina Faso nach Deutschland beordert worden, erläuterte nach dem Freitagsgebet den Gästen aus der Picardie in perfektem Französisch die Unterschiede zwischen Islam und Christentum und beantwortete geduldig alle Fragen dazu.
Währenddessen entstand eine angeregte Diskussion zwischen den deutschen Gastgebern und Mitgliedern der Ahmadiyya Gemeinde mit deren Sprecher K. Mahmood. Bei anschließendem Kaffee und Kuchen und allerlei pakistanischen Spezialitäten schwanden anfängliche Vorbehalte und es setzte sich die Erkenntnis durch: „In jedem Glauben und in jeder Tradition kann man die Grundwerte der Toleranz und des gegenseitigen Verstehens entdecken” (Kofi Annan).
Nach einem Besuch des Ruhr Museums Essen in der ehemaligen Kohlenwäsche des Weltkulturerbes Zeche „Zollverein” , wo wir alles Wissenswerte über die Entstehung und den Strukturwandel des Ruhrgebietes erfuhren, war es am Sonntag schon wieder an der Zeit, sich von den „ziemlich besten Freunden” zu verabschieden und vielleicht wurde ja auch die eine oder andere neue Freundschaft geschlossen…