Niedenstein vom 01.05. – 04.05.2008

”Morgen wieder Lustik?” – Französische Gäste auf geschichtlicher Spurensuche in Deutschland

Man hätte es auch als Bildungsurlaub deklarieren können! Geschichte stand auf dem Stundenplan des Partnerschaftstreffens 2008 in Niedenstein:
Sowohl über die Chatten, die frühen germanischen Vorfahren der heutigen Bewohner Nordhessens und Namensgeber der Region, dem Chattengau, als auch über die Regentschaft von Jérôme Bonaparte in Kassel, wurden die Besucher aus St. Germer de Fly informiert.

Doch der Reihe nach:

Nach einer anstrengenden Nachtfahrt trafen unsere französischen Gäste am Morgen des 1. Mai in Niedenstein ein.
Nach einem Frühstück in den Gastfamilien versammelten sich die Besucher aus der Partnerstadt und ihre nordhessischen Gastgeber nach deutscher Tradition zu einer gemeinsamen Wanderung. Unter der Leitung des Hessisch-Waldeckschen Gebirgs- und Heimatvereins folgte man dem neu eingeweihten ”Eco Pfad Archäologie Altenburg und Falkenstein”.
Andrea Fink-Beller, die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, erläuterte unseren Gästen die frühgeschichtliche Bedeutung von Altenburg und Falkenstein, deren Überreste von der Besiedlung der zeugen.
Beim traditionellen Maifest in Wichdorf erholten wir uns von den Anstrengungen der Wanderung bei Fassbier und Leckereien vom Grill.

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Am nächsten Tag gab es Unterricht in gemeinsamer deutsch-französischer Geschichte:
Bei der französischen Führung durch die Landesausstellung ”König Lustik!? – Jérôme Bonaparte und der Modellstaat Westphalen” im Museum Fridericianum in Kassel erfuhren die Besucher aus St. Germer de Fly, dass Jérôme Bonaparte, der jüngste Bruder von Kaiser Napoléon als König von Westphalen einige Jahre in Kassel geherrscht hatte. Der König wurde von den Bürgern Kassels als ”König Lustig” oder auch ”König Lustik” bezeichnet, da sich seine deutschen Sprachkenntnisse in den Sätzen ”Morgen wieder lustig!” und ”lustik, lustik demain encore lustik” erschöpft haben sollen; dieser Name soll darüber hinaus auch seinen Regierungsstil charakterisiert haben. Jérôme steht aber auch für das erste Parlament auf deutschem Boden, für das Gesetzbuch (u.a. in Kassel in deutscher Sprache gedruckt) und für die älteste deutsche Verfassung, die Constitution.
Napoleons Vorhaben war, das neue Königreich zu einem Modell- und Reformstaat zu entwickeln. So schaffte er per Gesetz die Leibeigenschaft ab und führte die Religionsfreiheit ein.

Während einer Stadtrundfahrt durch Kassel wurde anschließend die Spurensuche fortgesetzt: Schloss Wilhelmshöhe, das damals ”Napoleonshöhe” hieß, war dabei nur eine von vielen Stationen der Tour.

Am Samstag, beim Tagesausflug zur Kirschblüte ins Werratal nach Witzenhausen, gab es dann Gelegenheit, ”königliche Hoheiten” persönlich kennenzulernen:
Die Kirschenkönigin und die Kirschenprinzessin begrüßten die weitgereisten Gäste, bevor wir uns bei strahlendem Sonnenschein durch das Gewusel der Witzenhäuser Woche treiben ließen und bei einem Stadtbummel die ausgelassene Stimmung in den Straßen genossen.
Im Anschluss stand ein Besuch beim größten Kirschenanbauer der Region an, wo wir den Kirschenerlebnispfad, einen Rundweg durch die in voller Blüte stehenden Kirschenplantagen, erwandern konnten.

WitzenhausenWitzenhausen

WitzenhausenWitzenhausen

Die Jugendlichen beider Städte vergnügten sich am Abend beim gemeinsamen Bowling.

Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen hieß es dann schon wieder Abschied nehmen: unsere Besucher aus der Partnergemeinde traten ihre Heimreise an.

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