St. Germer de Fly vom 30.09. – 03.10.2018

Unterwegs auf der Route du Cidre

Apfelbäume soweit das Auge reicht. Etwa 10 Millionen davon stehen in den Obstgärten der Normandie.
Bei der Fahrt durch das Pays d‘Auge im Herbst leuchten einem die reifen Früchte überall entgegen.
Die meisten von ihnen werden zu Cidre und Calvados verarbeitet.

Der Besuch einer Calvados-Destillerie in Pont-l‘Évêque gehörte zu den Höhepunkten des diesjährigen Treffens einer Delegation aus Niedenstein mit den Freunden in der nordfranzösischen Partnerstadt St. Germer de Fly.

Beim deutsch-französischen Abend am Ankunftstag gab es darauf bereits einen kleinen Vorgeschmack:
Mit Äpfeln dekorierte Tische, Calvados zum Apéritif und ein mit Calvados übergossenes Apfelsorbet, ein „trou normand“ (Normannenloch), als Zwischengang, stimmte auf den Ausflug in die Normandie ein.

Dieser musste aber noch einen Tag warten, denn der Sonntag stand zur freien Verfügung mit den Gastfamilien und wurde dementsprechend individuell gestaltet:
Ein Besuch bei Freunden, die Besichtigung von Burgen und anderer Sehenswürdigkeiten in der Umgebung oder ein Ausflug ans Meer, alles war möglich.

Am Montag war es dann soweit: Nach fast 3-stündiger Fahrt erreichte man das normannische Landgut aus dem 17.Jahrhundert der Familie Drouin. Bei einer Führung über das Anwesen bekam man Einblick in die Herstellung von Calvados, Pommeau und Cidre. Seit 3 Generationen werden dort die Äpfel aus der Region gekeltert, vergoren und destilliert.

Inmitten riesiger Eichenfässer, in denen der Calvados über viele Jahre hinweg reift, wurden anschließend diverse edle Tropfen zum Probieren angeboten – ein ganz besonderes Geschmackserlebnis und ein rundum gelungener Vormittag!
War das noch zu toppen?

Durchaus: Farbenfrohe Sonnenschirme, strahlend blauer Himmel und ein nicht enden wollender feinsandiger Strand erwartete die nordhessischen Besucher im mondänen Seebad Deauville und luden zu einem ausgedehnten Spaziergang an der Côte Fleurie der (Blumenküste) ein. Zurück über die „Planches“, einer Promenade mit einem über 600 m langen Holzsteg, vorbei an den zahlreichen Badekabinen, welche die Namen berühmter amerikanischer Schauspieler tragen, die schon einmal Gäste der Stadt waren, genoss man die Nachmittagssonne.

Ebenso sehenswert war der Stadtkern des Seebades am Ärmelkanal mit seinen wunderschönen Villen und Hotels, die meisten im normannischen Fachwerkstil erbaut. Hier ein paar Tage Urlaub machen wäre doch schön, dachte sich so mancher. Beim Blick in die hochpreisigen Speise- und Getränkekarten der Restaurants wurde diese Idee schnell wieder verworfen.

Zurück in St. Germer de Fly gab es beim Abendessen in den Gastfamilien viel zu erzählen.

Ein straffes Programm erwartete die Teilnehmer am Dienstag.
Die Abteikirche von St. Germer, längere Zeit wegen Renovierung geschlossen, war wieder zugänglich. Bei einer Führung durch die mittelalterliche Benediktinerabtei wurde den Besuchern die lange wechselvolle Geschichte des Bauwerks mit seinen vielen architektonischen Besonderheiten nähergebracht.

Durch einen mit der Abteikirche verbundenen schmalen Durchgang gelangte man dann zur Sainte-Chapelle (Heilige Kapelle), die ihren Namen den vielen Ähnlichkeiten mit der Sainte-Chapelle in Paris verdankt.

Weiter ging es zur Ziegelei von St. Germer de Fly:
Ausgestattet mit Helm, Schutzbrille, Sicherheitsschuhen und Ohrstöpseln wurden beim Gang durch den Betrieb anschaulich die einzelnen Produktionschritte erklärt und man erfuhr, wie aus einer kneteartigen Masse hochwertige Dachziegeln werden.

Hintergründe zum Tonabbau und zur Struktur des Unternehmens vermittelte der engagierte Geschäftsführer während einer Powerpoint-Präsentation.

Die nächste Station war die Schokoladenmanufaktur in Beauvais.
Hier gab es zum Einstieg einen Film mit Informationen zum Herstellungsprozess und den verwendeten Rohstoffen. Anschließend wurden die Leckereien zur Verköstigung angeboten, während man gleichzeitig durch große Fenster in die Fertigungshalle blicken konnte.

Nachdem sich alle mit süßen Köstlichkeiten eingedeckt hatten, blieb noch Zeit für einen Stadtbummel in Beauvais.

Wie schnell doch ein „langes“ Wochenende vorbei ist:
Trotz des zusätzlichen Tages war die Zeit wie im Fluge vergangen. Nach einem gemeinsamen Frühstück am Mittwoch endete der Besuch in Frankreich.

Der Abschied fiel wieder einmal schwer, doch bis zum Gegenbesuch an Himmelfahrt 2019 dauert es nicht mehr lange…