St. Germer de Fly vom 30.09. – 03.10.2017

La Boum – die Fete, Teil 2

Nach dem unvergesslichen Wochenende im Mai, als wir bei uns in Nordhessen ausgiebig das 40-jährige Bestehen der deutsch-französischen Städtepartnerschaft zwischen St. Germer de Fly und Niedenstein gefeiert hatten, brach nun eine Delegation aus Niedenstein voller Vorfreude zum Gegenbesuch nach Frankreich auf. Etwas verspätet, durch den üblichen Verkehrsstau rund um Köln, traf unser Bus in St. Germer de Fly ein, schon ungeduldig erwartet von den französischen Freunden.

Diese hatten ein strammes Programm vorbereitet, sodass wenig Zeit zum Ausruhen blieb:

Schon am späten Nachmittag begann der Festakt. Viele Redner würdigten das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft und betonten die Bedeutung einer solch langen bilateralen Freundschaft auch im Hinblick auf ein friedliches Miteinander in Europa und dem Rest der Welt.

Einig war man sich darüber, dass sowohl in Frankreich als auch in Deutschland der Nachwuchs fehlt und wir den Fokus darauf richten müssen, jüngere Leute auf das jeweils andere Land neugierig zu machen und zu begeistern.
Das in diesem Jahr gestartete Projekt „Europawoche“ in den Grundschulen beider Städte war dazu schon ein vielversprechender Anfang, denn auch in Frankreich wurde die Ausstellung der Schülerarbeiten aus der Projektwoche sehr positiv aufgenommen.

Einen besonderen Applaus bekamen die Männer und Frauen der ersten Stunde:
Die Ehepaare Mäding und Vigneron, ihres Zeichens letzte Gründungsmitglieder der Städtepartnerschaft, erhielten Präsente von Maryvonne Lavault, Präsidentin des Partnerschaftsvereins in Frankreich.

Emotional wurde es, als Andrea Fink-Beller, die 1. Vorsitzende unseres Vereins in ihrer Rede bedauerte, dass es ihrer Freundin und langjährigen Wegbegleiterin Heike Beller-Reuse leider nicht möglich gewesen war, mit nach Frankreich zu reisen. Alle, die sie kennen, wissen, wie sehr ihr die deutsch-französische Partnerschaft am Herzen liegt und wie gerne sie beim Jubiläum dabei gewesen wäre.

Ein besonderer Moment war die erneute Unterzeichnung der Freundschaftsurkunde durch die Vereinsvorsitzenden und die Bürgermeister beider Städte.

Der anschließende Austausch der Gastgeschenke wurde mit Spannung verfolgt:
Die französischen Gastgeber überreichten eigens zum Jubiläum angefertigte Keramik aus einer benachbarten Töpferei. Im Gegenzug bekamen sie von den Niedensteinern das Pendant zu der schon in Niedenstein enthüllten „Partnerschaftsbank“, die daraufhin zum begehrten Fotoobjekt wurde.

Nahtlos war der Übergang zum deutsch-französischen Abend im benachbarten Festsaal.
An feierlich gedeckten Tafeln ließen wir uns französische Leckereien wie Kalbsconfit mit Steinpilzsauce oder Apfelsorbet mit Calvados schmecken, lauschten der Musik der Liveband „Cocktail“ und bestaunten die Showeinlagen und atemberaubenden Kostüme der Tänzerinnen der „Revue Frenchy“. Eine Sängerin und ein Sänger komplettierten das Programm mit französischen Chansons und weltbekannten Evergreens und brachten den Saal zum Kochen.

Krönender Abschluss des Festessens bildete ein nach Traumschiffmanier mit Wunderkerzen bestückter Geburtstagskuchen, der nach Auspusten der Kerzen an die Anwesenden verteilt und mit einem Gläschen Champagner verzehrt wurde.

Am Sonntag trafen wir uns auf dem traditionellen Flohmarkt in St. Germer de Fly. Im gesamten Ortskern hatten die Händler ihre Stände aufgebaut und es gab viel zu entdecken:
Neben Geschirr, Bekleidung, Haushaltsgeräten und Büchern wurden auch frisches Gemüse und französische Wurstspezialitäten zum Kauf angeboten.

Nach einem Imbiss auf dem Flohmarkt nutzten einige die Gelegenheit, andere sehenswerte Orte in der Nachbarschaft zu erkunden oder mit ihren Gastgebern ans Meer zu fahren.

Am nächsten Morgen hieß es dann wieder früh aufstehen:
Doch die Aussicht auf einen Besuch in Paris verleiht Flügel und so saßen alle pünktlich um 07.30 Uhr im Bus und ließen sich die Vorfreude auf die französische Metropole auch durch die allmorgendlichen Staus im Berufsverkehr nicht nehmen.
Idealerweise parkte der Bus direkt am Eiffelturm, dessen Anblick immer wieder überwältigend ist. Von dort aus starteten wir in kleinen Gruppen die Erkundungstour der Stadt. Entlang der Seine bis zum Grand Palais, einem imposanten Gebäude mit dem größten Glasdach Europas, war es nicht weit. Auch die goldenen Kuppel des Invalidendoms, der heute als Grabstätte für Kaiser Napoleon dient, sah man schon von weitem in der Sonne glänzen.
Vielen Cafés luden zudem zu einer kleinen Verschnaufpause ein.

Auf Einladung eines französischen Abgeordneten trafen wir uns dann nachmittags am Palais Bourbon. Dort bot sich der Gruppe die seltene Gelegenheit, die „heiligen Hallen“ der Nationalversammlung, dem französischen Unterhaus, zu besichtigen. Während einer kurzweiligen zweistündigen Führung erfuhren wir, inmitten von Samtsofas, edlen Gemälden und Wandvertäfelungen, alles über Sitzordnung, Abstimmungsverfahren und Regeln während der Sitzungen der Abgeordneten.

Zum Abschluss durften alle noch einen Blick auf die mit 70 000 Büchern bestückte und beeindruckende Bibliothek werfen, bevor wir den Rückweg nach St. Germer de Fly antraten.

Nach einem typisch französischen Frühstück mit Kaffee und Croissants endete das gemeinsame Wochenende in Frankreich.

Die obligatorischen Abschiedsfotos durften nicht fehlen, bevor wir erschöpft aber glücklich und mit etwas Wehmut die Heimreise antraten.