St. Germer de Fly vom 08.10. – 11.10.2010

Wie Gott In Frankreich

Es stimmte alles an diesem Wochenende in Frankreich: Sonne satt, ein Märchenschloss und ein Bilderbuchdorf, aufmerksame Gastgeber und dankbare Gäste.

Es war eine bunt gemischt Gruppe, die dort am letzten Freitag vor den Herbstferien zum Besuch in der französischen Partnergemeinde von Niedenstein angetreten war: 10 Jahre die jüngsten, 84 Jahre der älteste Teilnehmer; die einen erwartungsfroh und etwas bange, was sie wohl bei ihrem ersten Besuch in Frankreich erwarten möge, die anderen voller Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Freunden.

Nach einer entspannten Anreise ohne Stau hatten wir gegen Abend das Ziel in der Picardie erreicht. Schnell waren die Quartiere verteilt und wir verbrachten den Abend bei den jeweiligen Gastgebern.

Am Samstagmorgen führte der erste Tagesausflug in die Kleinstadt Chantilly, etwa 50 km nördlich von Paris gelegen. Das Schloss von Chantilly, auf einem Felsen errichtet und von Wasser umgeben, ist vor allem durch seinen Barockpark, seine Gemäldesammlung und sein Reitgestüt berühmt. Im 19. Jahrhundert wurde es vom Herzog von Aumale , dem Sohn des Bürgerkönigs Louis-Phlippe bewohnt. Dieser war sein ganzes Leben lang als Kunstsammler tätig gewesen.

ChantillyChantilly

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Während einer Führung in deutscher Sprache besichtigten wir seine Sammlung, die heute eine der größten privaten Kunstsammlungen der Welt und mit seinen 800 Stücken die zweitgrößte Sammlung alter Malereien Frankreichs nach dem Louvre ist. Beeindruckend waren auch die historische Bibliothek mit 13.000 wertvollen Büchern und die Privatgemächer des Herzogs mit der Originaleinrichtung aus dem 19. Jahrhundert.

ChantillyChantilly

Beim Picknick im Schlosspark oder an der Pferderennbahn stärkten wir uns schließlich und genossen die Mittagssonne, ehe sich alle auf den Weg zum nicht weit entfernten ”Pavillon de Manse” machten.

Dieser beherbergt die hydraulischen, auch heute noch funktionsfähigen Maschinen, mit denen die Wasserspiele, Brunnen und Kaskaden im Schlosspark betrieben wurden. Auch die Schlosswäscherei mit Waschmaschine und Trockenschleuder aus dem Jahre 1890 kann man heute noch bestaunen.

PavillonDeMansePavillonDeManse

PavillonDeMansePavillonDeManse

Nach einem kurzen Stadtbummel in Chantilly, brachte uns der Bus wieder zurück nach St. Germer de Fly.

Dort trafen wir uns nach kurzer Verschnaufpause zum Deutsch-Französische Abend im Festsaal. Nach dem Genuss eines traditionellem ”Pot-au-feu”, einem französischen Eintopfgerichtes, vertiefte man die freundschaftlichen Beziehungen beider Gemeinden bei Musik und Tanz.

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Am Sonntag besuchten die Besucher aus Nordhessen eines der schönsten Dörfer Frankreichs, nur eine halbe Stunde westlich von St. Germer gelegen:

das ca. 800 Einwohner zählende Lyons-la-Fôret.

Der in einen riesigen Buchenwald eingebettete Ort in der Haute-Normandie bekam von einer nationalen Jury ”4 Blumen” verliehen, die höchste in Frankreich zu vergebende Auszeichnung.

Die Führung durch den Ort mit seinen typisch normannischen Fachwerkhäusern begann im ehemaligen
Gerichtssaal, der sich im 1. Stock des Rathauses aus dem 18. Jahrhundert befindet, errichtet auf den Grundmauern der ehemaligen Burg.

LyonsLaForetLyonsLaForet

Beim Gang durch den Ort erfuhr die Gruppe, dass Maurice Ravel dort Jahre im Haus seiner Tante gelebt und komponiert hatte und das Dorf Claude Chabrol 1991 als Kulisse für den Film ‚Madame Bovary‘ mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle diente.

LyonsLaForetLyonsLaForet

Schließlich endete der Rundgang an der historischen Markthalle, in der der Wochenmarkt noch in vollem Gange war und sich die Besucher aus Deutschland mit französischen Käsespezialitäten eindeckten, ehe sie sich ein lauschiges Plätzchen suchten und sich bei einem Glas Cidre die Picknickpakete ihrer Gastgeber schmecken ließen.

LyonsLaForetLyonsLaForet

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Bei dem abschließenden gemeinsamen Frühstück am Montagmorgen nutzte Bürgermeister Werner Lange die Gelegenheit, sich für das großartige Wochenende zu bedanken und versicherte den französischen Gastgebern: ”Wir haben gelebt, wie Gott in Frankreich”, eine Metapher, die in Frankreich nicht gebräuchlich ist, wie man erfuhr, sie aber trotzdem freudig zur Kenntnis nahm.

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Dann war es auch schon wieder Zeit, Abschied zu nehmen und nach viele Küssen und Umarmungen traten wir die Heimreise an.
Im Bus wurden begeistert Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht und der Partnerschaftsverein freut sich, gleich mehrere neue Vereinsmitglieder begrüßen zu können.

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